2015teil2


Dichter Nebel verhindert ein frühes Ablegen. Erst gegen 09:30 Uhr kommen wir los. Wir tuckern gemütlich über die Havel, als uns in Höhe Saaringen ein Boot entgegenkommt, dass uns aus vielen Reiseberichten gut bekannt ist. Tatsächlich schippert dort Käpt'n Kalle mit seiner Tremonia 2.0.


Wir fahren noch an Werder vorbei und entscheiden uns für die Nacht für einen Ankerplatz im Schwielowsee, irgendwo am Westufer hinter einer Wasserskistrecke.
Und dann kam es... Nicht ein Gewitter, nicht zwei Gewitter, sondern fast die ganze Nacht Gewitter mit allem, was dazu gehört.
Wir liegen zu sehr im Flachwasser, so dass durch den hohen Wellengang das Boot aufsetzt. Bei Blitz und Donner versuchen wir mitten in der Nacht, dass Boot ins tiefe Wasser zu schieben, was irgendwann so halbwegs gelingt.
 

Am Morgen fährt ein Polizeiboot mehrfach in einiger Entfernung vorbei.


Bei Caputh verlassen wir den Schwielowsee und fahren weiter in Richtung Potsdam.

 
Dann erreichen wir die Glienicker Brücke, auch Agentenbrücke genannt, welche Berlin mit Potsdam verbindet. Hier müssen wir unbedingt durchfahren, obwohl unser Weg nur daran vorbei geführt hätte.
Weltweit bekannt wurde die Glienicker Brücke durch den spektakulär inszenierten dritten und letzten Agentenaustausch am 11. Februar 1986.

 
Ein Stückchen fahren wir noch auf dem Jungfernsee und sehen auf der gegenüberliegenden Seite die Sacrower Heilandskirche.Lürssen-Werft ... 


Zurück unter der Brücke her und dann weiter durch den Griebnitzsee und den kleinen Wannsee. Unglaublich, die vielen Promi-Wohnsitze an den Ufern. Gefühlt hat keines der Anwesen unter 5 Millionen € gekostet.


Im Vordergrund das "kleine" Bootshaus, das eigentliche Einfamilienhaus sieht man im Hintergrund.


Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. So viel Prunk... Irgendwann taucht vor uns der Große Wannsee auf. Am Ostufer liegt das legendäre - auch aus Schlagern bekannte - Wannseebad.


Abends ankern wir nach Durchfahren des Großen Wannsees in der Großen Steinlanke. Weil wir uns ein kleineres Beiboot angeschafft haben, müssen die Hunde nun einzeln an Land gebracht werden. Berti ist für den Shuttle-Service zuständig. Nicht, dass die Hunde nicht schwimmen könnten oder würden, aber wer will schon selbst vorm Schlafengehen noch ins kalte Wasser bzw. über Nacht nasse Hunde an Bord haben.

 
Am nächsten Tag fahren wir die Havel weiter bis nach Berlin-Spandau. Hier ist am Wasserwanderrastplatz Burgwallgraben noch ein Platz für uns frei. Es handelt sich um einen kostenfreien 24 h Anleger. Davon gibt es viele in Berlin. Eine feine Sache, nur dass man natürlich auch nicht mit Wasser und Strom versorgt wird. Aber wir haben ja alles an Bord.


Endlich ist es so weit. Am 19.08. fahren wir durch Berlin. Darauf haben wir die ganze Zeit gewartet.

 
Die Gebäude werden größer... 

 
Vorbei am Schloss Charlottenburg, Schloss Bellevue, der Siegessäule und unter der Moabiter Brücke her...


... bis zum Kanzleramt.


Es wird enger, viele Ausflugsschiffe sind unterwegs. Begegnungsverkehr ist oft nicht möglich. Deshalb darf man hier tagsüber nur fahren, wenn man Funk an Bord hat. Alle Schiffe melden vor Brückendurchfahrten ihre Position und Fahrtrichtung. Das hilft. Und von den Ausflugsdampfern hält man sich besser fern.

 
Reichstag. Davor die Kreuze im Gedenken an die Getöteten an der innerdeutschen Grenze.

 
Alle Berliner Brücken sind einzigartige Kunstwerke. Auch an den Fernsehstudios und der Museumsinsel kommen wir vorbei. Diese ist der älteste Museumskomplex Berlins, entstanden durch einen Erlass des Königs Friedrich Wilhelm III.
Zu dem Ensemble gehören das Alte Museum, die Nationalgalerie, das Bodemuseum, das Pergamonmuseum und das Neue Museum.


An den Spreeufern haben sich etliche eigenständige, unabhängige Kolonien gebildet, die einfach geduldet werden, wie hier auf dem Boot mit dem angrenzenden Stück Land oder ein paar Meter weiter die Freie Republik Yaamaica.

 
Im Nikolaiviertel fallen die zahlreich renovierten, historischen Bauten im Kern des alten Berlins auf. Nördlich davon liegt der Alexanderplatz mit dem Fernsehturm.

 
Wir passieren das letzte zusammenhängende Stück Mauer. Im Februar 1990 begann man mit der Bemalung der Mauerabschnitte in der Mühlenstraße in Berlin Friedrichshain. 118 Künstler aus 21 Ländern malten hier 106 Bilder an die Mauer, die zur East Side Gallery wurde und im November 1991 unter Denkmalschutz gestellt wurde.
 
Anschließend durchfahren wir die Oberbaumbrücke und sind schon gespannt auf "Molecule Man", auch Dreikäsehoch genannt, wegen der vielen Löcher.


Zuvor fahren wir jedoch noch am nhow-Designhotel mit auskragendem Element vorbei, welches komplett neu gebaut und 2010 eröffnet wurde. Ein bisschen fragt man sich schon, wie das hält, und man möchte auch nicht direkt darunter her fahren. :-/ 


Und da sind sie schon in Sicht. Das Wasserstraßenwirrwar ist enorm. Wo soll man hier langfahren? Aber unser einstimmig gewählter Käpt'n schafft es.

 
Molecule Man sind drei 30 m hohe Skulpturen des Künstlers Borofsky. Sie symbolisieren das Zusammentreffen und den Zusammenhalt der Moleküle, der Menschen, des vereinten Berlins.
Über die Schreibweise der Männer wundern wir uns und googlen es sogar, weil wir es nicht glauben können. Aber es ist so.
Und natürlich würde ich gern alle drei fotografieren. Es funktioniert aber nicht. Wir fahren mehrmals um die Skulpturen, aber höchstens zwei der drei Kerle sind zu sehen. Seht ihr zu deren Füßen die drei echten Dreikäsehochs?

 
Wir haben so viel gesehen und mussten uns dermaßen konzentrieren wegen der vielen Fahrgastschiffe und der engen Brückendurchfahrten, wir entspannen uns, als es wieder beschaulicher wird. Rückblick in Richtung City.

 
Wenig später sind wir an der Insel der Jugend. Eine idyllische 24 h Sportbootliegestelle am Treptower Park und am ehemaligen DDR-Disneyland Plänterwald. In der Nähe maritime Cafès, Gastronomie und die Start-/ Landebahn eines Wasserflugzeugs. Die Brücke, welche auf die Insel führt, wird abends abwechselnd in verschiedenen Farben beleuchtet. Wir liegen am anderen Ende der Brücke. Ein paar Meter weiter die Restaurantinsel, die wir unbedingt besuchen wollen. Gemeinsam mit Verwandten, die wir immerhin seit 18 Jahren nicht mehr gesehen hatten, besuchen wir also die Schiffsgaststätte "Klipper". Bei Live-Musik machen wir uns einen schönen Abend. Es gibt natürlich seeehhr viel zu erzählen.


Am nächsten Tag planen wir einen Abstecher zum Müggelsee, um dann abends zur Insel der Jugend zurückzukehren, weil wir uns noch einmal mit weiteren Verwandten aus Berlin treffen wollen.
Also geht es am nächsten Tag (man darf ja auch nicht länger als 24 h liegen bleiben) erst einmal die Spree entlang zum Müggelsee. Da es sich um einen großen See handelt, wollen wir ihn wenigstens gesehen haben. Es wird nur ein Abstecher, wir müssen sowieso wieder zurück durch Berlin und dann Richtung Oranienburg.
 
Viel Interessantes gibt es auf dem Weg zum Müggelsee jedoch nicht zu sehen. Auffallend sind die Ruderclubs, die sich in Ausstattung und Prunk deutlich vom Rest abheben. Und viele kleine Segler kreuzen das Fahrwasser. Hier kommt es durchaus zu gefährlichen Situationen. Und man kann den Vorwurf sicherlich nicht den Kiddis machen, die ja quasi in der Ausbildung sind.

 
Kurz vorm Müggelsee liegt dann rechter Hand noch die Spree-Arche. Frank Cotte hat sein Floß selbst gezimmert. In seinem Restaurant liegt der Schwerpunkt auf Fisch und Berliner Küche. Einfach andocken oder sich vom Fährmann abholen lassen. :-)

 
Der Müggelsee ist beeindruckend groß. Leider für uns nicht wirklich zu erkunden. In der Zufahrt ragt uns rechter Hand ein Schild entgegen, welches uns das Fahren außerhalb der Fahrrinne verbietet (und diese führt mitten durch den See ans andere Ufer). Sämtliche Häfen bzw. Anleger an den Ufern sind also unerreichbar.
Wir fahren deshalb nur ein Stück auf den See hinaus und kehren dann um, zurück zur Insel der Jugend.


Wir haben den Eindruck, das ALLE Berliner sich auf dem Wasser tummeln. Wirklich nirgendwo wird so exzessiv Wassersport bzw. Wasserspaß betrieben wie in Berlin.


Als wir gegen 15:00 Uhr wieder eintreffen, haben wir freie Platzwahl am Anleger der Insel der Jugend. Wir haben noch Zeit und sehen uns die Gegend ein bisschen von Land aus an. Die Brücke zur Insel der Jugend ist mit Prominentennamen gepflastert. Am Geländer hängen die üblichen Schlösser verliebter Paare. Abends geht es dann nochmal mit dem Besuch ins "Klipper" auf ein paar Bier und Snacks. Einer der Jungs fährt einen "himmelblauen Trabant", wie im gleichnamigen Schlager. Den sehen und hören wir uns natürlich beim Abschied noch an. Echt schickt restauriert und klingt genau wie früher, räng täng täng... ;-)


Nach einem Bad in der Spree geht es am nächsten Morgen, am 21.08., weiter. Zurück durch Berlin. Wieder vorbei an der East-Side-Gallery, am East-Side-Hotel und an all den anderen Sehenswürdigkeiten. Es ist wieder eng und wieder tummeln sich die Fahrgastschiffe, aber wir sind jetzt schon viel entspannter. Es ist ja schon einmal alles gut gegangen!

 
"Eingeklemmt" zwischen Ausflugsdampfern geht es durch die Mühlendammschleuse zurück in und durch die City.

 
Vorbei am Pergamonmuseum...

Man hört und liest ja viel über abenteuerliche Geschichten beim Schleusen. In der Schleuse Spandau soll es dann soweit sein. Der Führer eines kleinen, weißen, augenscheinlich neuen GFK-Bootes mit Außenborder kommt nicht klar und wird dadurch immer nervöser. Er verschaltet sich, gibt zu viel Gas, lenkt in die falschen Richtungen... Mehrfach fährt er ungewollt und ungebremst vor und zurück gegen Schleusenwände und andere Boote, bis der Schleusenwärter für alle deutlich zu hören über Außenlautsprecher dröhnt: "Ey, mach mir nicht die Schleuse kaputt!!!"
Irgendwann schafft der arme Kerl es, mit hochrotem Kopf das Boot anzulegen und die Schleusung kann beginnen. Unser Boot ist zum Glück unversehrt geblieben.
 
Auf dem Weg durch den Berliner Westen düsen unzählige Flieger recht niedrig über unsere Köpfe.


Wir verlassen Berlin und befahren die Havel in Richtung Havel-Oder-Wasserstraße. Was für Wasserfahrzeuge uns da wieder begegnen. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus.


In einer kleinen Bucht ankern wir und die Hunde genießen noch einmal den Shuttle-Service zum Ufer.


Weiter gehts... Der Oder-Havel-Kanal ist eher langweilig, ein reiner Industriekanal eben. Wir fahren bis zur Oranienburger Havel. Eine Sackgasse, die in Oranienburg endet. Kurz zuvor an Steuerbord der WSC Möwe. Eine Handvoll Liegeplätze, große Wiese und Clubhaus, zwei Holzpavillons und nette Leute. Hier bleiben wir.
Direkt gegenüber befindet sich das Schloss Oranienburg, wo wir vor Jahren mit sehr guten Freunden, Sandro und Anja, deren Hochzeit gefeiert haben. Auch die werden wir noch treffen.

 
Den Abend verbringen wir im Pavillon mit einer Gruppe Paddler. Während diese morgens alles zusammenpacken und weiterpaddeln, frühstücken wir lecker und beschließen, den Sonntag als Ruhetag anzuhängen und Oranienburg zu erkunden.


Nach leckerem Frühstück, ausgiebigem Duschen etc. geht es dann in die Stadt. Wir gehen zunächst am Wasser entlang und überqueren dieses erst am Schlosshafen Oranienburg (städtischer Hafen).


Nachmittags sind wir dann am Schloss Oranienburg.


Abends sitzen wir natürlich noch mal im Pavillon. Die Betreiber sind nett und wir wollen auch denen etwas Gutes tun, nehmen deshalb nicht Bier aus unserer Kühlung sondern bestellen zwei. Wir sollen dafür 2,40 € bezahlen!!! Was ist denn hier los? Dafür geht man ja nicht mal selbst einkaufen. Auf Nachfrage sagt man uns, man dürfe als Verein keinen Gewinn machen. Na gut, bestellen wir eben noch zwei, sitzen gemütlich mit den Bootsnachbarn, bekommen noch eine Führung durch deren Fluß-Camper und haben einen schönen Abend ;-)
 
Am 24.08. geht es nach einem schnellen Einkauf im nahen Netto weiter. Wir steuern in Richtung Schleuse Lehnitz.

 
Über Funk melden wir uns an und nach einer halben Stunde werden wir geschleust. Es soll wieder romantischer und so beschaulich werden. 

 
Unter der Lottscher Brücke hindurch passieren wir die Siedlung Zerpenschleuse.


Um Zeit zu sparen, hätten wir dem Oder-Havel-Kanal weiter folgen können, aber wir wollen unbedingt den alten Finowkanal befahren. Er ist die alte Verbindung zwischen Havel und Oder und der älteste, noch befahrbare Kanal Deutschlands überhaupt! 

 
Der Finowkanal zweigt hier ab und soll soooo schön sein! Auf, in die Märchenwelt!


Die alte Ruhlsdorfer Schleuse. Ab hier werden alle Schleusen im historischen Stil von Hand betrieben. Die Schleusenwärter kurbeln alle vier Torhälften einzeln auf und zu. Dafür müssen sie logischerweise jedesmal (kommt ja nicht oft vor, dass hier jemand lang fährt) eine ordentliche Strecke zurücklegen.


Die Schleusen sind eher winzig. Die Ein- und Ausfahrten muss man treffen. Wir haben noch ca. 1 m Spielraum zu jeder Seite. Das lässt sich machen.
Die Schleusenwände sind mit Muscheln bewachsen. Während man so gemütlich geschleust wird und sich alles genau anschaut, stellt man fest, dass die Muscheln sich von Zeit zu Zeit öffnen, einen Wasserstrahl abgeben und wieder schließen. Interessant, überall wird von den Wänden gespuckt!

 
Die Schleuse Leesenbrück schaffen wir auch noch. Um 17:00 Uhr haben die Schleusenwärter dann Feierabend. Weiter geht es also nicht und Häfen gibt es hier nicht. Aber der Schleusenwärter erzählt uns von einem Steg, gleich hinter der Schleuse auf der linken Seite...
 
Da ist er, also hin und festmachen.


So ein schönes Fleckchen. Wir können kaum glauben, wo wir so rumkommen. Also erst mal anlegen, Hunde Gassi, ein Bier und Zeitung lesen. Abendstimmung :-)
Später kommt dann aus dem Törchen hinter dem Steg eine Frau, die auch mit ihren Hunden spazieren gehen will, und weist uns darauf hin, dass es ihr Steg ist, an dem wir festgemacht haben. Etwas unbeholfen erklären wir, dass man uns an der Schleuse dazu geraten hat und fragen lieb, ob wir bleiben dürfen für eine Nacht.
Ja, dürfen wir. Und viel mehr. Sie ist so freundlich, gibt uns sogar noch Tipps, wo wir gut mit den Hunden hin können etc.
Am nächsten Morgen begegnet uns der Schleusenwärter mit einem Cafe to go in der Hand auf dem Weg zur Arbeit. Er weist uns dann auch gleich den Weg zum örtlichen Bäcker.
Vor der Abreise hängen wir noch eine Danke-Nachricht an das Zäunchen unserer "Gastgeber" und schreiben uns anschließend gegenseitig noch ein, zwei Emails. Wir dürfen sie namentlich erwähnen. Es sind Jeanette und Henning Wendel aus Marienwerder, die uns einen ganz besonders schönen, nahezu märchenaften Aufenthalt ermöglicht haben.

 
Wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Der Finowkanal ist unbeschreiblich schön. Ist man in der Nähe, sollte man ihn unbedingt mitnehmen!


Am Finowkanal haben es sich die Anwohner gemütlich gemacht. Man könnte meinen, im privaten Gartenteich der Leute herumzufahren. Alle Grundstücke haben Stege, Baderutschen ins Wasser, Sitzplätze usw.


Hinter der Schleuse Grafenbrück staunen wir nicht schlecht über dieses ganz besondere Wasserfahrzeug.
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